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Geflügelpest: Hohes Risiko für Ausbreitung und Übertragung
In Deutschland und Europa deutet sich erneut eine schwere Geflügelpest-Welle an. Seit Mitte Oktober 2021 wurden in Deutschland Hunderte von infizierten Wildvögeln sowie über 50 Ausbrüche bei Geflügel und gehaltenen Vögeln aus zahlreichen Bundesländern gemeldet. Es dominiert der Virussubtyp H5N1. Das Risiko einer Ausbreitung von Geflügelpestviren des Subtyps H5 bei Wildvögeln sowie einer Übertragung auf Geflügel und gehaltene Vögel in Deutschland wird vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) weiterhin als hoch eingestuft. Es wird nochmals dringend empfohlen, Biosicherheitsmaßnahmen in den Geflügelhaltungen auf hohem Niveau zu halten und, wenn nötig, weiter zu verbessern.
Neu an dem Tierseuchengeschehen ist, dass trotz deutlichem Rückgang der Ausbrüche auch im letzten Sommer immer wieder Fälle bei Wildvögeln vor allem in Nordeuropa auftraten. Genetische Analysen deuten darauf hin, dass die seit Oktober 2020 in Europa zirkulierenden Viren „übersommerten“ und zusätzlich ab September/Oktober 2021 eng verwandte, aber unterscheidbare H5N1-Viren aus dem Osten eingetragen wurden.
Sollte es zu einer dauerhaften Zirkulation von Geflügelpestviren bei Wildvögeln kommen (endemische Situation), müssten zusätzliche, mittel- bis langfristig umzusetzend Maßnahmen zum Schutz des Geflügels diskutiert werden. Mittelfristig könnte aus Sicht des FLI eine Verringerung der Dichte kommerzieller Geflügelbetriebe durch Wiederbelegungsverbote in Frage kommen. Dies wäre vor allem in dicht besiedelten Geflügelgebieten und in Gebieten in der Nähe von Feuchtgebieten wichtig. Langfristig sollte beim Erreichen einer endemischen Situation auch die Umstrukturierung von Geflügelproduktionssystemen, die besonders anfällig für die Geflügelpest sind, überdacht werden. Dadurch wird das Risiko der Viruseinschleppung und der weiteren Ausbreitung minimiert. Zudem sollte die Verfügbarkeit von Impfstoffen und Szenarien für deren möglichen Einsatz geprüft werden.
Ob es zur Etablierung einer endemischen Situation bei der Geflügelpest kommen wird oder die letztjährige Übersommerung eine Ausnahme darstellt, kann je nach der weiteren Entwicklung erst im kommenden Sommer/Herbst eingeschätzt werden.
Quelle und Originalbericht: Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit